Dornröschen und die Sache mit dem Stechen

Spinnen ist irgendwie jedem ein Begriff, auch wenn nur wenige es vielleicht mal live gesehen haben. Die meisten kennen es über das bekannte grimmsche Märchen „Dornröschen“ und nicht wenige aus den Disney-Verfilmungen. Da gibt es dann die wildesten Interpretationen und Darstellungen, wie sich Dornröschen nun in den Finger gestochen hat und vor allem woran. Eine gute Gelegenheit, um das Märchen und die verschiedenen Darstellungen mal genauer zu betrachten.

Am bekanntesten ist das Märchen von Dornröschen von den Gebrüdern Grimm, die es in ihren Kinder- und Hausmärchen 1812 veröffentlichten. Aber wie bei allen Märchen ist auch dieses natürlich älter. Erstmals veröffentlicht wurde es von Charles Perrault 1696 bzw. 1697. Die Erzählung selbst stammt jedoch aus der Mitte des 14. Jahrhunderts aus Frankreich. Warum ist das wichtig? Dazu komme ich jetzt.

Die frühesten Spinnräder kamen gegen Ende des 12. Jahrhunderts aus dem Orient nach Mitteleuropa und fanden dort schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts Verbreitung. Davor wurde nur mit Handspindeln gesponnen. Und wer mittelalterliche Spindeln kennt, weiß, dass man sich daran schlecht stechen kann. Anders sieht es mit Spindeln aus anderen Regionen aus. Aber bei einer mitteleuropäischen Geschichte sollte wir auch bei der Betrachtung in Mitteleuropa bleiben.

Wir haben also das erste Spinnrad. Das war aber keines wie die heutigen bekannten Spinnräder eines mit Flügel und Pedal. Flügelspinnräder kamen erst im späten 15. Jh. auf und Pedale kannte man erst ab dem 17. Jh. Wir sind aber, falls ihr euch noch erinnert, in der Mitte des 14. Jahrhunderts und da nutzte man Spindelspinnräder.

Wer sich ein bisschen mit Spinnrädern auskennt, weiß, dass eine Charkha ein Spindelspinnrad ist. Ebenso wie die Charkha war auch das mittelalterliche Spindelrad eine sehr einfache Version eines Spinnrads, um genau zu sein einer Ziege bzw. eines Langrades. Warum die Ziege Ziege heißt, ist wieder ein anderes Thema. An dem einen Ende des Spindelrades befand sich das große Schwungrad, manchmal mit und manchmal ohne Handgriff. Am anderen Ende befand sich, wie der Name schon sagt, eine Spindel. Und eben diese Spindel war spitz. Woraus die Spindel bestand, konnte ich nicht herausfinden, aber ich nehme an, dass sie ebenso wie die Spindel bei der Charkha aus Metall bestand. Also ideal, um sich daran zu stechen und dann, aufgrund eines Fluches, in einen 100-jährigen Schlaf zu fallen.

Und damit sind wir auch schon bei des Rätsels Lösung: Dornröschen hat sich an der Spindel eines Spindelspinnrades gestochen. Das hat man einfach so in den späteren Erzählungen der Geschichte übernommen. Warum? Das wissen nur die Herren Grimm und Perrault. Und weil der moderne Mensch (und Disney-Angestellte) nicht in der Lage ist, kurz mal bei Wikipedia rein zu schauen, hat man eben so ein „spannendes“ Spinnrad kreiert.

Zum Abschluss gibts jetzt noch die Wikipedia-Links zum Märchen und zum Spinnrad:

Wikipedia-Artikel zum Märchen Dornröschen

Wikipedia-Artikel zum Spinnrad

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