Fasern, Farben, Spinntechniken – das sind die Themen, die uns Spinner interessieren. Aber es gibt ein Thema, das meines Erachtens gerade im deutschsprachigen Raum viel zu kurz kommt – gesundes spinnen. So ziemlich jeder von uns hat, während man seinem Hobby nachgeht, den einen oder anderen Moment, in dem Schmerzen auftreten. Schmerzen sind immer ein Zeichen dafür, dass irgendwas nicht passt und der Körper überlastet ist. Als Ursachen hierfür werden dann gern die Anzahl der Tritte am Spinnrad, die falsche Sitzgelegenheit oder die Spinntechnik genannt. Nur wenige sehen den Grund jedoch in ihrem Körper bzw. der Muskulatur.
Doch wenn wir einmal ganz ehrlich zu uns sind, besitzen doch nur wenige von uns eine gut ausgeprägte Muskulatur, die uns die Arbeit erleichtert und angenehmer macht. Und ich stelle da keine Ausnahme dar. Ich gebe ehrlich zu, ich mag keinen Sport, ich bin ein typischer Couch-Potato. Mit zunehmendem Alter (und Gewicht) haben sich allerdings einige Wehwehchen eingestellt. Auch oder gerade bei Handarbeiten.
Erste Beeinträchtigungen habe ich festgestellt, als ich nach dem Spinnen einer größeren Menge dünnen Garns am nächsten Morgen steife Finger und kaum Kraft in den Händen hatte. Ein sehr ungewohntes und auch leicht beängstigendes Gefühl, wenn etwas nicht mehr so geht, wie man es gewohnt ist. Nach einigen Tagen Pause und Fingerübungen zum Lockern der Gelenke war alles wieder gut. Bis zum nächsten Mal…
Das muss auch anders gehen! Ein Artikel in der Summer 2017-Ausgabe der Spin Off zeigte mir auch wie. Durch Stärkung der Muskulatur durch gezielte Übungen. Der Gedanke, dass die Muskulatur in den Fingern nur schwach ausgeprägt sein könnte, obwohl man sie täglich benutzt, klingt im ersten Moment ziemlich absurd. Aber die meisten Bewegungen sind doch sehr einseitig und das merkt man auch recht schnell, wenn man die Übungen macht.
In besagter Spin Off-Ausgabe werden Übungen mit Therapieknete gezeigt. Diese Knete wird in der Physio- und Ergotherapie, z. B. nach Operationen und Verletzungen an der Hand oder bei Erkrankungen des peripheren Nervensystems eingesetzt. Es gibt sie, wie auch andere Hilfsmittel aus dem Bereich, in unterschiedlichen Widerständen. Ich habe mir weiche und mittlere Knete gekauft und gerade am Anfang braucht man wirklich die weiche Knete.
Auch wenn ich die Übungen nicht wirklich regelmäßig mache, sie sind einfach noch nicht zur Gewohnheit geworden, hat sich das Problem mit den steifen Fingern weitestgehend erledigt. Außer ich mach so eine Hardcore-Häkel-Aktion wie zum Geburtstag meines jüngeren Neffen, dem ich in 3 Tagen zwei Pokémon (Flamiau und Arktos für diejenigen, die es interessiert) gehäkelt habe.
Neben den Übungen für die Finger sind in der Spin Off auch Übungen für das Handgelenk und die Schulter enthalten. Beides wichtig für verschiedene Handarbeiten, Zweiteres besonders fürs Weben und das Spinnen im langen Auszug und mit der Handspindel. Ich kann diese Ausgabe also auf jeden Fall empfehlen.
Aber auch andere Bereiche des Körpers sollten nicht außer Acht gelassen werden. Beim Spinnen sitzen wir sehr viel und sitzen ist nicht gerade die natürlichste und gesündeste Körperhaltung. Eine gute Stützmuskulatur ist da besonders wichtig. Aber eben nicht nur fürs Spinnen, sondern für alle Lebensbereiche. Mein Augenmerk liegt außerdem auch auf den Knien und den Fußknöcheln. Wenn man sehr lange spinnt, werden sie besonders stark belastet. An einem Spinnrad mit einem Tritt dazu auch noch recht einseitig. Üblicherweise zeigt einem der eigene Körper schon, wo Defizite sind. Man muss nur hinhören.
Und bevor jetzt hier jemand in Panik ausbricht, dass er täglich stundenlang Sport machen muss: das ist absolut nicht nötig. Als ausgeprägter Sportmuffel mache ich auch nur das nötigste. Momentan ca. 15 min 3-4 mal wöchentlich. Und da ich meinen Sport mit Ring Fit Adventure auf der Nintendo Switch (macht tatsächlich Spaß und bringt einen ordentlich ins Schwitzen) mache, kann und mag ich keine Übungen empfehlen. Schaut selbst, was euch hilft und Spaß macht.
Grundsätzlich bleibt aber noch zu sagen, dass man, auch wenn man Übungen macht, seinem Körper pausen gönnen sollte. Und wer anhaltende Schmerzen hat, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen!