Wellness für Wolle

Nachdem ich gebeten wurde, doch mal etwas darüber zu schreiben, wie ich das Wellnessbad für Wolle mache, möchte ich dem nun nachkommen. Aber was ist eigentlich das Wellnessbad und wann braucht man es?

Das Wellnessbad ist schlicht und einfach ein Lanolinbad, d. h. die Wolle wird in Wollfett gebadet. Das ist in den meisten Fällen nicht nötig, aber es gibt so einige Prozeduren, die die Wollfasern stark beanspruchen.

In erster Linie wäre das das Färben. Sowohl mit Säurefarben, als auch mit Pflanzenfarben. Denn jede Färbung bedeutet gleichzeitig eine Veränderung der Struktur der Wollfasern. Wenn dazu bei Färbungen mit Säurefarben zu viel Essig verwendet wird (der pH-Wert sollte nicht niedriger als 4-5 sein) oder bei Pflanzenfärbungen bestimmte Beizmittel in zu hoher Konzentration verwendet werden, kann die Faser sogar dauerhaft geschädigt werden.

Ebenfalls starke Beanspruchung für Wollfasern stellen Filzen und die Verwendung des falschen Waschmittels dar. Gerade der zweite Punkt ist nicht zu unterschätzen, denn normale Waschmittel enthalten Enzyme, die Proteine aus der Wäsche lösen sollen. Da Wolle jedoch eine Proteinfaser ist, kann man sich vorstellen, was die Enzyme mit ihr machen. Ich hatte mir einmal ein Tuch geliehen, das scheinbar jahrelang falsch gewaschen wurde. Abgesehen davon, dass die Oberfläche sehr angefilzt war, fühlte es sich an, als wäre es aus billigen Synthetikfasern (ich denke, jeder weiß, was ich meine). Erst nach der Brennprobe wusste ich, dass es tatsächlich Wolle war. Erst nachdem ich den Filz entfernt und das Tuch in Lanolin gebadet und gespannt hatte (was auch dringend nötig war), konnte ich dann das tun, was ich eigentlich wollte – das Muster vom Tuch nehmen.

Das Beste für Wolle ist es natürlich, so wenig wie möglich zu waschen und fertige Stücke auszulüften. Sollte doch mal waschen nötig sein, verwendet man besser spezielle Wollwaschmittel, Spülmittel, Shampoo oder Seife.

Soviel zur Theorie, jetzt zur Praxis. Was man für das Wellnessbad braucht, ist erst einmal Lanolin. Ganz wichtig dabei ist, dass es wasserfrei ist. Das bekommt man unter anderem in der Apotheke, aber auch in verschiedenen Online-Shops für Spinn- und Färbebedarf. Meines habe ich vom Pflanzenfärbershop. Preise vergleichen, kann sich durchaus lohnen. Außerdem braucht man ein paar Spritzer Spülmittel, einen kleinen Behälter zum Anrühren der Lanolinmischung, kochendes Wasser, etwas zum Abmessen des Lanolins (einen kleinen Löffel, ein Messer, etc. und optional eine Waage) und natürlich etwas aus Wolle, das gebadet werden soll. Es ist hierbei nicht zwingend notwendig, dass die Wolle vom Schaf stammt. Nur weil Alpaka, Kaninchen, etc. kein Lanolin besitzen, heißt das nicht, dass deren Wolle nicht darin gebadet werden darf.

Ich mache das Lanolinbad entweder beim Entspannungsbad nach dem Spinnen oder Stricken/Häkeln oder nach dem Waschen und Ausspülen. Dazu weiche ich das Garn oder das Textil erst einmal in heißes Wasser ein. Währenddessen messe ich ein ca. haselnussgroßes Stück Lanolin (ca. 1 g auf 100 – 200 g Wolle)  ab und löse es in kochendem Wasser auf. Da auch Lanolin wie jedes andere Fett hydrophob (wasserabstoßend) ist und auf dem Wasser schwimmt, gebe ich einen kleinen Spritzer Spülmittel hinzu. Die darin enthaltenen Tenside bilden mit dem Lanolin hübsche kleine Mizellen (kennt man sicher von einigen Kosmetika), wodurch sich das Fett im Wasser verteilt und gut gemischt eine milchige Lösung entsteht. Diese gebe ich zu der eingeweichten Wolle, vermische alles gut und lasse das Wasser abkühlen. Danach ist übrigens nicht nur die Wolle schön weich, sondern auch die Hände.

 

Sollte das Ergebnis nicht wie gewünscht sein, kann man den Vorgang beliebig wiederholen oder gleich etwas mehr Lanolin verwenden.

Das Lanolinbad kann allerdings keine Wunder bewirken. Von Natur aus raue Wolle wird dadurch auch nicht kuschelweich und zu stark geschädigte Fasern können nicht repariert werden.

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