Hat man sich dazu entschieden, spinnen zu lernen, stellt sich oft die Frage nach dem „Wie“. Der erste Weg führt dazu natürlich meist ins Internet. Aus dem Grund möchte ich euch erzählen, wie ich spinnen gelernt habe.
Wer niemanden kennt, der Spinnen und es ihm beibringen kann, hat oft die Qual der Wahl. Neben diversen Kursen, physisch und online, gibt es noch die Möglichkeit, auf Bücher zurückzugreifen. Ihnen allen ist gemein, dass sie von höchst unterschiedlicher Qualität sind.
Aus Erfahrung weiß ich, dass ich in Kursen solche Sachen selten gut lerne, also fiel die Option bei mir gleich raus. Zudem nerven mich die oft miserablen didaktischen Fähigkeiten der Vortragenden, weshalb auch Videos raus fielen. Blieb also nur Buch.
Da ich ohnehin mit der Handspindel spinnen lernen wollte und die Auswahl diesbezüglich sehr begrenzt war und auch noch immer ist, fiel meine Wahl auf „Respect the Spindle“ von Abby Franquemont. Meiner Meinung nach ist es noch immer das beste Buch zu dem Thema, das es auf dem Markt gibt.
Das Buch ist, wie der Name vermuten lässt, englischsprachig. Aber das sollte in der heutigen Zeit für die meisten unter uns kein nennenswertes Problem darstellen. Dafür ist es aber bei einem Verlag erschienen, was bedeutet, dass es lektoriert wurde, ein professioneller Fotograf gut ausgeleuchtete Fotos und ein Designer das Layout gemacht. Glaubt mir, das macht verdammt viel aus.
Was hat das Buch zu bieten?
Nach der obligatorischen Einleitung, in der Abby ihren Werdegang als Spinnerin (wirklich sehr interessant und eindrucksvoll) schildert, geht es auch ganz ohne Umschweife los. Und das finde ich wirklich schön an dem Buch. Denn wen interessiert es schon, wenn er spinnen mit der Handspindel lernen möchte, welche Fasern es gibt und wie diese verarbeitet werden? Das sind Themen, die interessant werden, wenn man die Technik beherrscht.
Im ersten Kapitel geht es rund um Spindeln. Es werden die verschiedenen Arten von Spindeln mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden vorgestellt und wie man die für sich richtige Spindel findet. Für Anfänger besonders hilfreich sind die Kästen mit idealen Spezifikationen für die erste Spindel und wie man sich diese selbst baut. Es folgt „the science of spindles“. Dieses umfasst einerseits den geschichtlichen Hintergrund, aber auch die verschiedenen Spinnarten der Spindel und die Physik hinter dem Spinnen. Anschließend geht Abby noch auf das Spinnrad ein und erklärt, welche Vorteile eine Spindel gegenüber diesem hat.
Das nächste Kapitel erklärt dann, wie’s geht. Na gut, nicht gleich. Erst mal wird noch kurz, denn mehr ist nicht nötig, auf die Wahl der richtigen Faser fürs erste Mal eingegangen. Nach der Erklärung, wie Spinnen funktioniert (na, wer hat schon mal nur mit einem Bleistift gesponnen?), gehts dann aber wirklich los. Alles Wissenswerte zum Anspinnen, mit und ohne extra Faden, wird mit einzelnen Bildstrecken und gut nachvollziehbaren Beschreibungen gezeigt. Natürlich darf auch der halbe Schlag für diejenigen ohne Haken und Kerbe fehlen. Das Spinnen selbst ist zunächst in der Noob-Variante, also mittels Park and Draft, erklärt. Als Spinnanfänger auch die beste Variante, die neuen Handbewegungen zu verinnerlichen. Der folgende Teil mit den häufigsten Problemen bietet auch erste Hilfestellungen für ein schönes Anfängergarn. Den Abschluss des ersten Unterkapitels bildet dann das Finishing. Also wie man das fertige Garn abwickelt und als Ball oder Strang wickelt.
Im nächsten Unterkapitel dreht sich alles voll und ganz ums Feintuning des Garns. Neben den verschiedenen Methoden des Auszugs und dem Entfernen von Unebenheiten wird auch auf die richtige Menge Drall und die Dicke des Garns (z. B. wann ist dünn zu dünn) eingegangen. Den Abschluss bildet eine Übersicht, welche Spindel für welche Faser am besten geeignet ist.
Es folgt das Unterkapitel „getting more done“. Ab hier wird es auch für erfahrene Spinner interessant, denn es geht um mehr Effizienz beim Spinnen. Neben den schriftlichen und bildlichen Erklärungen gibt es in dem Kapitel auch einige Übungen. Den Anfang macht die Technik des Andrehens der Spindel, egal ob mit den Händen, am Bein oder mit den Füßen. Letzteres sieht sehr spannend aus und ist auf jeden Fall mal einen Versuch wert. Mit den Händen kann ja schließlich jeder. Auch den Spinnprozess kann man optimieren. Zum Beispiel die Position der Hände und die Spinnlänge. Den Abschluss bildet hier das Aufwickeln und Sichern des Garns auf der Spule.
Weiter gehts mit einem kurzen Einschub über verschiedene Spindeltypen und die verwendeten Techniken.
Das letzte Unterkapitel, das direkt mit dem Thema Spinnen zu tun hat, beschäftigt sich mit dem Zwirnen. Neben den verschiedenen Zwirntechniken findet man hier viele hilfreiche Tipps, wie man Zwirnen kann, ohne dass sich das man am Ende Wollkotze hat.
Den Abschluss im Kapitel ‚Spinnen‘ macht schließlich das Leben mit Spindeln. Wie man Spindeln lagert, wie man Beschädigungen weitestgehend vermeidet (komplett ist fast unmöglich, gerade bei einer Fallspindel der Schwerkraft wegen), wie man sie repariert und wie man sie transportiert. Sehr schön finde ich die Übersicht mit dem Reparatur-Set, das all das enthält, was man irgendwann mal zur Reparatur seiner Spindeln (oder zumindest der meisten) brauchen könnte.
Last but not least gibt es noch ein paar hübsche Strick- und Häkelanleitungen. Damit man auch gleich eine Verwendung für das selbst gesponnene Garn hat.
Ich hoffe, der Beitrag ist hilfreich und eine kleine Entscheidungshilfe. Einen Blick ins Buch könnt ihr bei Amazon werfen.